Friendica – Facebook Alternative mit Privatsphäre

Jeder kennt Sie und wir alle nutzen Sie: Die Rede ist von sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter, Google+, XING, LinkedIn, Netlog, Jappy, MySpace, Flickr, Pinterest oder studiVZ/meinVZ. In diesen Netzwerken geben wir allerlei Informationen preis. Privatleben, Vorlieben, für wen wir schwärmen, was wir toll finden und viele weitere sehr persönliche Informationen teilen wir so mit der Welt. Wir nutzen die sozialen Netzwerke um bei unseren Freunden, egal ob nah oder fern, auf dem Laufenen zu bleiben. Das ist unglaublich praktisch. Doch bei all den positiven Seiten der sozialen Netzwerke stellen sich die wenigsten Nutzer die Frage, wem die eingegebenen Informationen eigentlich gehören und was z.B. Facebook damit machen darf? Der folgende Artikel beleuchtet die Datensammelwut der sozialen Netzwerke, welche Rechte sich die Konzerne mittels Ihrer AGB einräumen und ob z.B. Friendica, eine echte Alternative zu Facebook und Co ist.

Bleiben wir aufgrund seiner großen Verbreitung beim Beispiel Facebook. Sobald wir die AGB akzeptiert haben, gewähren wir Facebook das Nutzungsrecht an all unseren geteilten Inhalten. Das heißt Facebook darf unsere Bilder und Videos ohne zu fragen für eigene Zwecke nutzen. Unsere Chatverläufe dürfen für personalisierte Werbung analysiert werden. Eine gute Zusammenfassung finden Sie auf dieser Webseite. Mittlerweile bietet Facebook eine eigene Seite mit bildhaften Erklärungen, was genau Ihre AGB bedeuten, aber eigentlich gibt es keine wirkliche Option. Entweder man akzeptiert die AGB oder man muss Facebook komplett den Rücken kehren.

Für viele mag diese Datensammelwut harmlos klingen, doch es geht noch weiter. Facebook analysiert mittels Cookie auch unser Surfverhalten, wenn wir nicht auf Facebook unterwegs sind. Alle uns bekannten kostenlosen sozialen Netzwerke verfolgen uns auf Schritt und Tritt. Dies müssen Sie tun, denn nur wer seine Mitglieder gut kennt, kann Ihnen personalisierte Werbung präsentieren. Und die personalisierte Werbung die primäre Einnahmequelle.

Gibt es denn Alternativen zu den sozialen Netzwerken wie Facebook und Co?

Seit 2010 gibt es das quelloffene, dezentrale soziale Netzwerk Friendica. Friendica ist nach unserer Meinung die erfolgsversprechendste Alternative zu Facebook, wenn man keine Lust mehr auf die Datensammelwut und die Überwachung durch die sozialen Netzwerke hat. Entwickelt wird Friendica ausschließlich über eine sehr aktive Community und ist zu 100% Open Source. Größter Unterschied zu Facebook & Co ist, dass man bei Friendica seinen eigenen Server betreibt, auf dem alle persönlichen Informationen gespeichert sind. Da somit viele verschiedene Server das Friendica Netzwerk bilden, redet man von dezentralem Netzwerk. Friendica bietet somit den unschätzbaren Vorteil, dass man seine persönlichen Daten nicht einem großen Unternehmen anvertrauen muss, in der Hoffnung, dass dieses mit meinen Daten verantwortungsvoll umgeht. Stattdessen speichert und verwaltet man selbst seine digitale Identität und entscheidet selbst, mit wem man diese Informationen teilt.

Dezentrales soziales Netzwerk – klingt kompliziert!

Bei einem dezentralen sozialen Netzwerk wie Friendica hat idealer Weise jeder einen eigenen Server für sein Profil. Man arbeitet mit seinem eigenen Server genauso wie man mit Facebook arbeiten würde, nur dass man zusätzlich bestimmen muss, was mit den eingegebenen Informationen passiert. Man kann wählen, ob die Einträge nur für einen privat bestimmt sind, ob nur die verbundenen Freunde etwas sehen dürfen oder ob der Eintrag für die Öffentlichkeit bestimmt ist.

Natürlich gibt es auch öffentliche Friendica Server auf denen man die Möglichkeit hat sein Profil anzulegen, jedoch ist dies mit der Unsicherheit verbunden, dass man seine persönlichen Informationen wieder in die Hände Dritter legt.

Hat Friendica überhaupt eine Chance?

Meistens haben Alternativen zu den etablierten Anbietern wenig Chancen sich zu positionieren, da man mit dem alten System, den zentralisierten sozialen Netzwerken wie Facebook oder Google+, brechen muss. Man kann seine Freunde und seine bereits erstellten Inhalte nicht mit zur neuen Plattform nehmen. Es fehlt die große Nutzerbasis damit die Plattform interessant wird, aber gleichzeitig wird Sie nie große Nutzerzahlen anziehen, solange Sie nicht bekannt ist.

Hier beschreitet Friendica einen sehr interessanten Ansatz. Man kann sein neues Profil bei Friendica mit Facebook & Co verbinden, so dass man trotzdem noch mit seinen Freunden in Kontakt bleiben kann und auch mitbekommt was diese Posten. D.h. der eigenen Friendica Server empfängt und aggregiert alle Informationen von fremden Netzwerken und er kann auch bewußt Postings an fremde Netzwerke schicken. Die Freunde kriegen so gar nicht mit, dass man nun primär mit Friendica arbeitet. So kann man seine Inhalte gezielter teilen und mehr auf seine Privatsphäre achten.

Der einfache Weg zum Friendica Server

Friendica verfügt über eine stetig wachsende und sehr aktive Community in Europa. Nicht zuletzt sorgt das dafür, dass immer mehr User von Friendica überzeugt werden, wobei die Nutzerzahlen immer noch viel zu klein sind um im Mainstream wahrgenommen zu werden. Das größte Hindernis aus unserer Sicht ist die Installation und der Betrieb eines eigenen Friendica Servers. Um diese Hürde etwas kleiner zu gestalten, wird bereits mit anderen offenen Communities, wie zum Beispiel dem Freifunk Netzwerk, zusammengearbeitet. Dennoch bleibt das Erstellen des Friendica Servers eine Aufgabe, die mit größerem Zeitaufwand verbunden ist und gewisse IT Kenntnisse erfordert.

Doch dieses Problem gehört bald der Vergangenheit an. In den nächsten Wochen werden wir einen vorinstallierten Friendica Server auf unserem ionas-Server integrieren. Damit sind keine IT Kenntnisse mehr erforderlich, da diese Vorarbeit schon für Sie gemacht wurde. Nach der Einrichtung durch die Experten von ionas können Sie direkt loslegen und so kommen Sie der digitalen Privatsphäre wieder ein Stück näher.

geschrieben von

Christoph Dyllick-Brenzinger

Christoph ist Gründer und Chefentwickler von datamate. Er ist ein absoluter Linux-Fan und hat schon früh seine Leidenschaft für Technik und Programmierung entdeckt. Seine langjährige Erfahrung als Unternehmensberater spürt man regelmäßig, wenn er nach optimalen Lösungen für die Kunden sucht. Wenn er nicht gerade den Tennisplatz unsicher macht oder bei Overwatch sein Liga-Ranking verbessert, verbringt Christoph seine Freizeit mit seiner Frau und seinen drei Kindern.